Melkor. Er, der in Macht ersteht.

Von Eowyn

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Melkor – als einer der Ainur

So war sein Name. Den er verwirkte als nur Zerstören noch seine Lust war. 

Melkor – der höchste und mächtigste der Ainur. Denn er allein hatte Anteil an allem was ein jeder der Ainur von Eru Illuvatar´s Träumen verstand.

Melkor, Illuvatar und die Ainur

Nur eines verstand auch Melkor nicht, weder jetzt noch in all den Zeiten danach – sosehr er auch danach gesucht hatte in der zeitlosen Leere:

Das Geheimnis des schöpferischen Feuers. Illuvatar verschloss dies Geheimnis in sich selbst und ließ niemanden es erkennen oder auch nur erahnen.

Auch den anderen Ainur bzw. Valar und deren acht – ohne Melkor – höchsten, den – Aratar ging es so.

Sie formten die Ideen Illuvatars zu hörbaren Melodien und später sicht- und greifbaren Gestalten, doch immer nach Vorgabe des Schöpfers.

Während nun die übrigen Valar sich in diese ihre Bestimmung fügten – Aule durchaus auf seine Art, indem er die Zwerge erschuf, die schließlich von Illuvatar genehmigt wurden – konnte, wollte, durfte – wer weiß das schon – Melkor dies nicht.

Nein – bloßes Geschöpf zu sein und damit zufrieden, widerstrebte ihm aus seinem Tiefstem und nichts half es ihm und nichts den Valar, dass er sich zu zähmen suchte.

Melkor wird zum Zerstörer

Schließlich, sehr bald, schon während der großen Musik der Ainur hatte es mit ersten Misstönen begonnen, kommt sein Hass gegen alle Werke der Ainur zum Durchbruch.

Seine unbändige Lust zu erschaffen äußert sich nun in höchst erfinderischer und trickreicher Zerstörung. Zerstörung der Valar liebsten Werke – den zwei zwei großen Leuchten von Mittelerde – Illuin und Ormal – in deren Mitte die Valar selbst – auf der Insel Almaren.

Er will, wenn schon nicht erschaffen, zerstören – um zu herrschen und zwar allein zu herrschen. Sein Hauptinteresse gilt Mittelerde. Dort, in Utumno, im hohen Norden von Mittelerde, errichtet Melkor seine Hallen und trachtet danach, der große Herrscher von Mittelerde zu werden.

So entdeckt Melkor – vor allen anderen Valar – die erwachenden Elben, sucht sie zu verängstigen und nimmt Unzählige gefangen.

Melkor verlegt sich darauf, Geschöpfe zu züchten, deren einziger Zweck Zerstörung ist – Spinnen, Balrogs, Drachen und schließlich – aus gefangenen Elben: Orks.

Und Nienna, die Herrin der Trauer und auch der Hoffnung weinte über seine Taten und die Welt füllt sich mit Trauer.

300 Jahre Gefangenschaft in den Kerkern von Mandos ändern nichts an seinem Hass gegen alles was die Valar erschaffen haben, auch wenn Melkor sich zunächst von Reue zeigt.

So zerstört Melkor ein weiteres Mal die Lichter der Valar – dieses Mal die beiden Bäume der Yavanna, die sie in Valinor erschaffen hatte – Laurelin und Telperion.

Die Silmaril aber raubte er den Valar und den mit ihnen in Valinor lebenden Eldar für sich selbst, erschlug dabei deren König Finwe, der sie in sorgsamer Verwahrung hatte und trug die Silamril fortan in seiner Krone – auch wenn sie ihm eine unerträgliche Last wurden.

Melkor wird zu Morgoth

Melkor wird nun Morgoth genannt
Melkor wird nun Morgoth genannt

Damit hatte Melkor nun nicht nur die Valar, sondern auch die Elben – insbesondere Feanor, den ältesten Sohn von Finwe, zu Todfeinden.

Feanor ist es, der ihn Morgoth nennt – und so wird Melkor denn auch fortan genannt – wenn sein Name überhaupt ausgesprochen wird.

Melkor / Morgoth flieht von Valinor nach Mittelerde und überzieht die Elben, die in Mittelerde leben mit Krieg, um sie zu vernichten.

Doch so geschickt und trickreich Melkor / Morgoth auch ist – die Elben und nach einiger Zeit auch die inzwischen erwachten Menschen leisten ihm Jahrhunderte lang Widerstand.

Ja belagern sogar vier Jahrhunderte lang seine Festung Angband.

Die Auflistung der Ereignisse während dieser Kriege ist im Silmarillion, sowie auch in den Weiten des www andernorts genau beschreiben.

Schließlich gelingt es Melkor / Morgoth auch das letzte Königreich der Elben – die verborgene Stadt Gondolin – ausfindig zu machen und zu vernichten.

Doch sein Ziel, Alleinherrscher über Mittelerde zu werden, erreicht er damit nicht. Denn einer – Earendil – aus der Sippe des Königs von Gondolins – entkommt, fährt über das Meer nach Valinor und bittet die Valar um Hilfe. Im nun folgenden Krieg des Zorns wird Melkor geschlagen und in die zeitlose Leere verbannt.

Melkor und die Menschen

Melkor und Hurin Deutung von Edarlein
Melkor und Hurin Deutung von Edarlein

Abgesehen von Beren und Hurin hatte Melkor keinen oder keinen direkten Kontakt mit Menschen. Diese beiden aber, Beren, der Mutige und Hurin, der Standhafte  müssen ihn beeindruckt haben.

Beren gelingt es mit Hilfe der Elbenfrau Luthien, Melkor einen der Silmaril zu entwenden, wozu die beiden in die Festung von Melkor / Morgoth gelangen müssen.

Und den Menschen Hurin, den letzten Überlebenden aus einer für Melkor / Morgoth siegreichen Schlacht gegen Elben und Menschen erlebt Melkor aus der Nähe.

Es gelingt Melkor nicht, wie bei manchem anderen, Hurin durch Folter zum Reden zu bringen. So verflucht Melkor ihn und seine Sippe und Hurin muss ganze 28 Jahre auf einem steinernden Stuhl bei Angband gefesselt sitzen und alles sehen, was Melkor tut.

Zusehen, tatenlos, wie Melkor seine Familie, seine Frau und Kinder in Verzweiflung. Wahn und Verderben treibt. Und zwar durch dessen Brille.

Von den Menschen aber wird immer wieder gesagt, dass sie es seien, die Melkor am ähnlichsten von allen Geschöpfen seien. Denn leichter als andere Völker Mittelerdes sind sie durch Macht verführbar.

  1. Die Nazgul waren einmal Menschen – Menschen, die der Macht von Saurons einem Ring verfielen.
  2. Ganze Völkerstämme von Menschen kämpfen auf der Seite des dunklen Herrschers – gegen die Elben und Zwerge, Hobbits – und die Menschen von Gondor und Rohan.
  3. Und selbst unter den Verbündeten erliegen Menschen wie Isildur oder Denethor und Boromir Saurons Macht – ohne sich selbst darüber im Klaren zu sein.

Melkor und der Mensch Aragorn

Aragorn am Palatir
Aragorn bezwingt den Palantir

Auf den ersten Blick scheint die Affinität zwischen Melkor und den den Menschen eine Schwäche der Menschen zu sein. Die Elrond den Menschen denn auch mit deutlichen Worten zum Vorwurf macht.

So eindrücklich und nachdrücklich, dass Aragorn Jahre der Selbstzweifel durchlebt, ehe er sich wagt, seinen Anspruch auf die Königswürde von Gondor selbst anzuerkennen. Ein Schritt,  den seine Vertrauten, Arwen, die Waldläufer des Nordens, Gandalf und schließlich auch Elrond, ebenso lange von ihm erhoffen. Und ihm ohne Wenn und Aber folgen, als er ihn endlich wagt.

Die Unterschiede sind klar und offensichtlich. Melkor ist der über alle Maßen Böse um um nicht zu sagen, das Böse selbst. Aragorn der über alle Maßen Gute, um nicht zu sagen der inkarnierte Edelmut.

BTW – eine Unterscheidung (gut – böse),  die inzwischen kaum noch mit gutem (naja – klitzekleiner Selbstwiderspruch meinerseits – ertappt!) Gewissen durchgehalten werden kann. An so etwas wie einen Teufel  zumindest glaubt heut vermutlich kein Mensch (Mitteleuopäer) mehr.

Mir sind inzwischen jedoch einige doch erstaunliche Gemeinsamkeiten von Melkor und Aragorn als paradigmatischen Menschen – dem Helden, aufgefallen. Nur zum Beispiel:

  • Macht – beide sind oder gelten als „die Mächtigsten“ unter ihresgleichen. Melkor galt als der mächtigste aller Valar – als Arda noch jung war. Aragorn wird im 4. Zeitalter der Mächtigste – der König der Menschen – sein. Und wer selbst nur ein wenig Macht – über andere – hat, weiß: Macht bindet den Mächtigen mehr noch als den Ohnmächtigen. Freiheit jedenfalls bedeutet Macht – über andere – nicht.
  • Schicksal – beide versuchten sich zu wehren gegen ein unentrinnbar scheinendes Schicksal, das ihnen wer auch immer zugedacht hat. Doch umsonst.
    • Melkor wollte selbst Schöpfer sein, naheliegenderweise für einen der mit allen nur denkbaren Fähigkeiten begabt ist. Doch umsonst. Er hatte sich zu fügen. Er ist halt nur ein Valar und kein Schöpfer. Ende der Widerrede. Mach gefälligst, was ich mir für dich ausgedacht habe.
    • Aragorn wollte …  ja was wollte überhaupt Aragorn? Sollte er wirklich so wild darauf sein, den Rest seines Lebens den Sieg über Sauron zu verwalten? Und dann, da eben nur Mensch, das Zeitliche zu segnen? Ende der Widerrede. Jetzt wird gestorben.

OK, soweit ein kurzer Ausflug zu den Affinitäten zwischen Melkor und Menschen / bzw. Aragorn als deren König. Ich will damit zeigen oder wenigstens andeuten: Aragorn ist in seiner Rolle des – ganz besonders – Guten genauso gefangen wie Melkor in der des Bösewichts.

Und was folgt daraus? Zwischen Guten und Bösen zu unterscheiden macht unglücklich und ohnmächtig und zwar alle Beteiligten und Betroffenen.  Wie Tolkien uns an eigentlich allen seinen Helden und Antihelden bei jedem auf´s Neue vor Augen führt. Sodass ich es nicht für einen Zufall halte, dass er die mal angedachte „Endlösung “ – Dagor Dagorath – nicht ausgeführt hat.


Bildquellen:

Er – der in Macht ersteht – Melkor @ Angela Jekosch / mythos-web.de
Melkor wird nun Morgoth genannt @  Creative Commons / sv.wikipedia.org/wiki/Melkor
Melkor und Hurin @ Edarlein /deviantart.com

Quellen der Zitate (falls markiert):

* Zitate aus dem Buch von Tolkien: Der Herr der Ringe, Übersetzung von Krege
** Zitate aus dem Buch von Tolkien: Der Herr der Ringe, Übersetzung von Carroux
*** Zitate aus dem Film von Peter Jackson: Der Herr der Ringe


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