Das Unbewusste und der freie Wille

Von Eowyn

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Das Unbewusste und der freie Wille
Das Unbewusste und der freie Wille

Freier Wille? Was ist denn das?

Die Frage nach der Freiheit unseres Willens hat die Philospophen schon seit Jahrtausenden beschäftigt.

Wie bei Philosophen meist so auch hier – ohne eine verbindliche Antwort zu finden.

Schon zehn Sekunden vor einer bewussten Entscheidung wird das Gehirn aktiv. Das Unbewusste hat schon entschieden, bevor wir etwas davon mitbekommen.

Wenn unser Unbewusstes so mächtig ist – wie Wissenschaftler heute wissen – ist unser bewusstes Wollen dann machtlos?

Ist dann nicht vorhersehbar, dass wir gerade dann, wenn wir´s am wenigsten brauchen können, uns selbst (unbewusst) ein Bein stellen?

Und wie erst soll die große Lebensaufgabe eines jeden Menschen: Tu, was du willst.  mit solch miserablen Zeugnis zu bewältigen sein?


Freier Wille – ganz nach Belieben? – Fehlanzeige!

Das Unbewusste und der freie Wille
Das Unbewusste und der freie Wille 🙂

In Machtkämpfen mit unserem eigenen Unbewussten sieht unser bewusstes Wollen keinen Stich. Das Unbewusste ist eine viel stärkere, komplexer und indirekter wirkende Macht als unser Bewusstsein.

Denn: Das Unbewusste (körperliche Entsprechungen: Mittel und Kleinhirn) sorgt unablässig für die Lebensfähigkeit seines „Besitzers“ / Trägers. Während der bewusste Verstand sich abschalten oder auch ganz schlafenlegen kann, ohne dass gleich eine lebensbedrohliche Situation entstünde.

Das Unbewusste ist also im Dauereinsatz und koordiniert ununterbrochen unser tagtäglichen Verhalten und entscheidet daher auch in allen konkreten Situationen, in denen wir handeln oder uns eben – und das ständig – irgendiwe verhalten müssen. Atmen, essen, verdauen, jede kleinste unserer Bewegungen, Empfindungen, Gefühlshöhen und -tiefen:

Stell dir mal vor, du müsstest das alles bewusst steuern. Du kämmst wie der berühmte Tausendfüßler, der sich beim Laufen beoabachten wollte,  nicht einen Zentimeter vom Fleck.


Freier Wille und bewusster Verstand

Die eigentliche Domäne des freien Willens ist nicht die des kontiunierlichen Verhaltens oder des kurzfristigen Handelns – sondern langfristige Entscheidungen. Planung, Entwurf, etwa wenn wir eine Vision unserer Selbst oder auch eines größeren Projektes entwerfen und realisieren.

Hier ist der bewusste Verstand gefragt.  Und zwar als Dirigent der unbewussten Prozesse. Die erste Violine spielen, sobald es in medias res geht, tut selbstverständlich auch beim Realisieren von Projekten und Visionen – der unbewusst bleibende Wille – oder das Unbewusste.

Denn auch langfristig kann der bewusste Verstand nicht am Unbewussten vorbei dirigieren. Oder, um im Bild zu bleiben, er könnte zwar dirigieren – doch was ist ein Dirigent ohne seine Musiker?

Nicht also dass der bewusste Verstand dem Unbewussten Befehle erteilen könnte, wie er das so gern täte mitunter. Das kann er nicht. Aber er ist in der Lage, ins Gespräch mit seinen unbewussten Prozessen zu kommen. Und zwar wie?

Durch die richtige, je nach Lage passenden Fragen.


Dirigieren – wie kann das funktionieren?

Das Unbewusste eines Menschen drückt sich eher weniger in verbaler Sprache, sondern vor allem in Bildern und Stimmungen aus.

Aber es reagiert auf  Sprache, soweit es sie versteht und deutet sprachliche Äußerungen vor dem Hintergrund seiner eigenen Aufgabe: Der unablässigen Gewährleistung aller Lebensprozesse dieses Menschen.

Ziemlich unvernünftig, wenn der Verstand dem Unbewussten wenig oder gar keine Aufmerksamkeit zukommen lässt.  Die blanke Unvernunft gar wird´s, wenn der Verstand nicht einmal auf die unmittelbaren Reaktionen des Unbewussten auf das was er – der Verstand – gerade veranstaltet, zur Kenntnis nimmt.  In der Hirnforschung werden diese Reaktionen des Unbewussten heute Somatische Marker genannt.

Sie werden pausenlos ausgesendet – als flaues Gefühl im Magen oder plötzliche Euphorie, als Hummeln im Hintern, als Scham- oder Zornesröte, versagender Stimme, Tränen in den Augen oder auch unvermittelt aufflackernden Erinnerungen und weitreichenden Ideen.

Diese Somatischen Marker beobachten, verstehen und wertzuschätzen, kann der bewusste Verstand natürlich lernen. Und zwar durchaus mit seinen Mitteln: Beobachten, ganz genau beobachten. Vorsichtig tastende offene Fragen stellen. Nachfragen, vergleichen, wieder fragen – bis er verstanden hat.

Der unbewusste Wille oder das Unbewusste ist kein großes schwarzes Loch, über das ein freier Wille nichts wissen oder erfahren könnte.

Das Unbewusste teilt sich halt nicht in der dem Verstand vertrauten, sondern in seiner eigenen Sprache mit.

Was das Unbewusste nicht kann:  Sein eigenes Tun in klaren Begriffen zu beschreiben. Es versteht sich selbst als Ganzes – durchaus – nicht.  Von einem Selbst oder gar höherem Selbst kann keine Rede sein. Um sich selbst zu verstehen, braucht es den eher distantzierten ordnenden: Den bewussten Verstand.


Vom reinen Verstand zum freien Willen

Solange der reine Verstand versucht, seine eigenen Maßstäbe –

  • Klarheit und Differenziertheit des Denkens
  • logische Folgenrichtigkeit
  • klare, verallgemeinerbare Regeln

auf das Unbewusste anzuwenden, wird er Schiffbruch erleiden. Unvermeidlich – das Unbewusste wird seine Maßgaben oder gar Befehle einfach nicht verstehen. Sondern tun was es tut – ohne zu wissen, wohin das auf Sicht führen wird.

Denn es hört, fühlt, sortiert alle Reize, die es empfängt,  immer vor dem Hintergrund seiner eigenen Aufgabe: Der unmittelbaren Lebenssicherung.

Bleibt also nur, dass der Verstand die Sprache des Unbewussten zu entziffern und zu übersetzen lernt.  Sich vom Unbewussten zeigen lässt, was nur aus der Erfahrung des unmittelbaren Tuns verständlich wird.

Der Effekt dieser aufwändigen Gesprächskultur zwischen Verstand und Unbewusstem?

Aus dem kraftraubenden Hin und Her zwischen dem Herrn Verstand und diesem seltsam unberechenbar Unbewussten wird ein Mensch. Ein Mensch mit Vernunft – das gemeinsame Dritte der beiden alten Streithähne. Ein Mensch, der seine Vision von sich selbst klar beschreiben und ihr beharrrlich folgen wird.

Das Unbewusste, einmal überzeugt, dass es seine Aufgabe (Lebenssicherung) dank Vision noch besser oder nun erst wirklich erfüllen kann, richtet sich nun mit allem was es schon ist und noch wird, ganz und gar auf diese Vision aus – Lebenssicherung auf Sicht.

Und das mit einer Verlässlichkeit, dass der kontrollierende Verstand beruhigt öfter mal das machen kann, was er besonders gern tut:

Sich schlafen legen und ausruhen. Bis sein scharfsinniges Unterscheidungsvermögen mal wieder gebraucht wird.

Mehr zu Somatischen Markern findest du z.B. hier:
Maja Storch: Das Geheimnis kluger Entscheidungen: Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe: Von Bauchgefühl und Körpersignalen

Quellen der Zitate (falls markiert):

* Zitate aus dem Buch von Tolkien: Der Herr der Ringe, Übersetzung von Krege
** Zitate aus dem Buch von Tolkien: Der Herr der Ringe, Übersetzung von Carroux
*** Zitate aus dem Film von Peter Jackson: Der Herr der Ringe


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