Faramir auf dem Weg ins Schattenbachtal

Von Faramir

Faramir erzählt von seinem Ritt über den Rothornpass ins Schattenbachtal.
Faramir erzählt von seinem Ritt über den Rothornpass ins Schattenbachtal.

Faramir reitet zusammen mit Aragorn, Eowyn und Tom Bombadil ins Schattenbachtal, zum Spiegelsee. Sie kommen aus dem Alten Wald und nehmen den Rothornpass über das Nebelgebirge. Der Rothornpass ist im Mittsommer gut passierbar und führt direkt ins Schattenbachtal.

Den Rothornpass hinauf und hinunter ins Schattenbachtal

Aragorn, der Einzige von uns, der diesen Pass über das Nebelgebirge kennt, führt uns an. Dicht hinter ihm Eowyn und ich bin also, wie oft, die Nachhut. Jener, der seine Augen und Ohren und was er sonst noch an Sinnen aufbringen kann, hinter sich ausstrecken können muss.

Nun, das kann ich, das lernt man als Waldläufer schnell und meine Jahre als Waldläufer des Südens kann ich schon lange nicht mehr an zwei Händen abzählen.

Auf Ziegen, Rothornziegen, sagte Aragorn, reiten wir, was nur Tom Bombadil, der fröhlichste von unserem kleinen Trupp, lustig fand.

Ziegen sind dem alten Tom, wie wohl alle Tiere und Bäume, vertraut, und so pfeift und trällert er vor sich hin und wirft mir, der ich hinter ihm mit meiner Rothornziege mich anzufreunden versuche, aufmunternde Satzfetzen zu.

Ungewöhnlich große und kräftige Ziegen sind es ja, aber sie scheinen es nicht so besonders zu mögen, Reiter zu tragen.

Ich glaube nicht, dass wir, und insbesondere ich, einen Pfeil aus dem Hinterhalt zu fürchten haben. Doch Aragorn hatte bis hinauf zur höchsten Stelle auf dem Pass vor jedem noch so kleinen Abzweig gestoppt, um den Weg zu sichern.

Nun aber geht es bergab, hinunter ins Schattenbachtal.

Schneller reiten auf unseren Rothornziegen können wir bergab zwar auch nicht. Aber den sich schlängelnden Weg vor uns können wir bergab weit besser überblicken und so reitet Tom, der Meister, nun neben mir.

Von Gandalf soll ich ihm erzählen, denn den kennt er gut, so gut, dass er sogar schon von mir gehört hat.

Der kleine Zauberlehrling aus Gondor, das also bist Du!

So hatte er mich begrüßt, als wir ankamen im Alten Wald.

Und wie die Zeit vergeht, dass ich jetzt als gestandener Held neben ihm auf einer Ziege, über das Nebelgebirge reiten würde.

Und als Truchsess von Gondor und zudem als Bräutigam einer wahrhaftigen Heldin.

Hätte er nicht gedacht, dass er in diesem Leben so weit sich vom Alten Wald entfernen würde. Ins Schattenbachtal, nein da war er noch nie. Gehört aber hätte er von dem rätselhaften Spiegelsee, den die Zwerge zu ihren Heiligtümern zählen. Ob ich denn Zaubern gelernt hätte von Gandalf will er von mir wissen.

Gandalf – der Held meiner Kindheit

Wenn Du mich das fragst, den alle, wie mir scheint, nur den Meister nennen, so antworte ich lieber mit „Nein“. Aber es stimmt, Gandalf war der Held meiner Kinderzeit.

Und neben meinem großen Bruder, der mich schützte, wo er konnte, der Lichtblick meiner Kinderjahre.

Dass ich Gandalf keinen Moment aus den Augen ließ, wenn er uns in Minas Tirith besuchte, nahm mein Vater mir wohl krumm.

Was meine Lage nicht besserte, und das wusste ich auch, so klein wie ich war. Doch Gandalf lehrte mich, auf meine Träume zu achten.

Sorgsam auf sie zu achten. Und er lehrte mich zu fragen, wohin sie mich führen.

Wohin sie mich also geführt hätten, will der alte Tom nun wissen und lässt sich mit seiner Ziege für ein paar Schritte hinter mich fallen, als wolle er mir Zeit zum Erinnern geben. Vielleicht auch nur, weil Aragorn und Eowyn jetzt so dicht vor uns sind, dass wir unsere Ziegen besser zügeln sollten.

Wohin mich meine Träume führten, gute Frage, wohin haben sie mich denn geführt? Hier her! Das wäre vielleicht eine weise Antwort. Aber ich will lieber lauschen, welche Antwort aus den vagen Erinnerungsbildern sich als Satz, den ich jetzt sagen kann, bildet.

Sie führten mich zu den Elben.

Sage ich so einfach, wie komme ich denn darauf. Ich schüttle energisch den Kopf, doch der alte Tom summt etwas, das wie Zustimmung klingt.

Ein Volk, von dem ich niemanden mit eigenen Augen gesehen hatte.

Versuche ich jetzt, meine Antwort zu rechtfertigen? Nur, weil ich sie selbst nicht verstehe? Wieso tue ich das so oft, wieso rechtfertige ich mich? Doch schon höre ich mich weiter sprechen:

Der Elben Entsetzen auf Aragorns Hochzeit

Ausgenommen den Elb, der an der Seite von Aragorn stand, als ich ihm, dem König, seine Krone gab. Doch das war erst nach dem Ringkrieg. Vor zwei Monden in Minas Tirith. Und schließlich, bei Aragorns Hochzeit, sah ich so manch Elben, schöne Elbenfrauen auch. Doch nur für einen Moment. Das aber weißt Du ja schon.

Wissen wäre zu viel gesagt, viel mehr als Dein Gesicht und Deine Stimme vernahm ich nicht in diesem Moment, der Euch drei Menschen dann wohl zu mir führte.

Zu dir, ja. Als der Elessar zu mir sprach, wie zuvor schon zu Eowyn und zu Aragorn, zu den Elben aber nicht, erstarrten die Elben und ihr Haar wurde aschfahl. Dass Aragorn mir den Elessar gab, mit ihm und mit Eowyn vor den Elben zu fliehen, zu dir zu reiten, um Gewissheit zu finden, das haben wir Dir alles erzählt.

Oh, ihr habt viel erzählt. Und Zeit zum Sortieren habt ihr mir keine gelassen. Ihr glaubt wohl, ich könnte Eure Gedanken lesen. Was ein Irrtum wäre, nur mal so nebenbei, lieber Freund. Sehr schnell war klar, als Aragorn mir nicht glauben wollte, dass wir hier, dort unten hin, ins Schattenbachtal ziehen werden. Und müssen. Also erwarte nicht von mir, dass ich das Gleiche erinnere, das Du erinnerst. Ich erinnere mich mehr als an alles andere an ein aufgeregtes Worte-Gewirr.

Und dass Aragorn selbst, und Gandalf auch, die Elben aufhielten und zu beruhigen versuchten? Damit ich Eowyn und den Elessar in Sicherheit vor den misstrauisch gewordenen Elben bringen konnte?

Ja, ich erinnere mich an Eure Aufregung und ganz besonders an Deine bei Eurer Ankunft im Alten Wald. Aber was hat das mit Deinen Zauber-Träumen zu tun? Die Dich zu den Elben führten? Das erinnere ich nicht oder Du hast es mir verschwiegen.

Jetzt lachte er wieder, so wie ich ihn kenne – seit immerhin einigen Tagen schon.

Leben die Elben oder sind sie tot?

Dass ich sie bewunderte, die Elben, aus weiter Ferne, aus den Bildern, die Gandalf mir von ihnen gemalt hatte. Ganz sicher bewunderte ich sie, obwohl ich sie ja nicht kannte. Doch verstand ich nicht, was sie sich davon erhofften, ewig dieselben zu bleiben. „Ewig jung, ewig schön. Ewig dieselben?“, fragte ich Gandalf und nur ihn konnte ich so etwas fragen, „Das ist doch tot? Oder nicht, Gandalf? Leben die Elben oder sind sie tot?“

„Nun, so wie Du es fragst, Faramir, hat es etwas Wahres. Will mir scheinen. Auch wenn ich es nicht so sagen würde.“

Gandalf blinzelte in solchen Momenten. Er verriet mir einmal, dass ich ihm diese Frage immer wieder stellte. Und seltsamerweise hatte ich immer wieder vergessen, dass es nicht das erste Mal war.

Quellen von „Faramir auf dem Weg ins Schattenbachtal …“:

Bildquellen: © Lotro (Herr der Ringe online) / mythos-web.de
Figuren, Items, Orte, Historie © J.R.R. Tolkien
Elessar Geschichten © mythos-web.de

Quellen der Zitate (falls markiert):

* Zitate aus dem Buch von Tolkien: Der Herr der Ringe, Übersetzung von Krege
** Zitate aus dem Buch von Tolkien: Der Herr der Ringe, Übersetzung von Carroux
*** Zitate aus dem Film von Peter Jackson: Der Herr der Ringe


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