Ich, Melkor, erfuhr vom Elessar schon in jenem Moment, als er von Luthien und Beren ersonnen wurde. Sie hielten den einen Silmaril, den sie dem schwarzen Herrn der Welt, Morgoth, abgerungen hatten, in den Händen und waren verzweifelt, wie mir schien. Sie erkannten wohl, dass auch sie, selbst sie, dem Fluch, der auf den Silmarilli lag, erlegen waren. Doch das wird Luthien selbst erzählen wollen.
Von mir wussten sie nichts, wie niemand von mir wusste, ausgenommen Tom Bombadil.
Melkor – Herr des Widerspruchs und des Zweifels
Ich hörte und sah sie dank des Silmaril, den sie in den Händen hielten. Denn dieser Silmaril war meine Zuflucht, seit langer Zeit nun schon. Ich hätte, vielleicht, irgendwie, mich den beiden Liebenden zeigen können, vielleicht mit ihnen sprechen können, sie nach dem Elessar, den sie sich wünschten, fragen können.
Doch ich tat es nicht. Zu sehr war ich wohl damit beschäftigt, was aus mir werden würde. Meine weitere Existenz hing an diesem einen Silmaril, an diesem einen, der nun endlich nicht länger in der schwarzen Krone von Morgoth gefangen ist. Morgoth, der dunkle Herrscher und Alles-Zerstörer, hatte mich, Melkor, den Valar, längst vergessen.
Sie würden bald sterben. Luthien hatte schnell ihre jugendliche Anmut verloren, als sie den Silmaril bei sich auf ihrer Insel behalten hatte. Obwohl ihre Mutter, Melian, zu ihr geeilt war und sie gewarnt hatte. Luthien wird es selbst erzählen wollen.
Es war zu spät für die beiden Liebenden, sie wollten zusammenbleiben, einer mit dem anderen. Doch ob das noch möglich war, nachdem sie der Versuchung des Silmaril nicht widerstehen konnten, wussten sie nicht.
Hätte ich mit ihnen gesprochen, wäre mir manch Zweifel und Umweg erspart geblieben. Zum Schweigen verdammt, bis ich den Elessar finden würde. Dann müsste ich weiser sein. So sagte mir Tom Bombadil. Der mir versprach, die Ohren zu spitzen. Und bis dahin hieß es lauschen. Auf ein Zeichen. Ich weiß nicht, wie viele Menschenleben lang.
Bis ich eines Tages Tom Bombadil singen hörte. Tom, den mancher den alten Tom nannte, was mir merkwürdig erschien, lachte und trällerte ein Lied, das davon sang, dass es nun Zeit für mich werde, sprechen zu lernen. Ohne ein Mensch zu sein, würde das nichts. Er hätte mir das schon immer gesagt.
Quellen von „Melkor, Herr des Widerspruchs“:
Bildquellen: © Lotro (Herr der Ringe online) / mythos-web.de
Figuren, Items, Orte, Historie © J.R.R. Tolkien
Elessar Geschichten © mythos-web.de